Zwei Händler um 1934 auf einem Markt in Jerusalem
Zwei Händler um 1934 auf einem Markt in Jerusalem

Helmar Lerski
Araber und Juden

Lichtbilder von Helmar Lerski

1931 reist der Porträtfotograf Helmar Lerski ein erstes Mal nach Palästina. Kurz zuvor war es ihm gelungen, den französischen Verleger Charles Peignot zu überzeugen, ihn bei seinem Buchprojekt «Visages Juifs» zu unterstützen. Mit einer Bilder-Serie will Lerski versuchen, in den Gesichtern das «typisch Jüdische» zu zeigen. Albert Einstein, Nobelpreisträger von 1921, schreibt ihm dazu: «… Wir wollen lebendig erfassen, was wir meinen und fühlen, wenn wir WIR sagen … Möge dem Künstler sein schwieriges Unternehmen gelingen.»
In Palästina angekommen fotografiert Lerski im Freien und nutzt das Sonnenlicht. Er porträtiert Jüdinnen und Juden aus den verschiedensten Herkunftsländern, vor allem die «Mizrahim», Juden aus dem Nahen Osten und dem Norden Afrikas. Die zionistische Vision einer modern-dynamischen jüdischen Einwanderer-Generation interessiert ihn weniger, ihn fasziniert das orientalische Judentum. Ihnen gibt er in der neuen Bilderreihe weit mehr Raum als den neu eingewanderten Juden aus Europa, er sucht ja den «Ursprung».
Nach der «Machtergreifung» der Nationalsozialisten in Deutschland bleibt Lerski in Palästina. Er fotografiert über 500 Menschen und erkennt, dass man die fotografierten Araberinnen und Araber auch für Jüdinnen oder Juden halten kann, dass diese Lichtbilder in seine Serie der in Palästina aufgenommen jüdischen Menschen passen. Dem Fotografen wird bewusst, dass der Versuch, den «Urtyp der Juden» bildlich darzustellen, zum Scheitern verurteilt ist. Die ganze Bildserie nennt er nun «Araber und Juden». Sie wird für Lerski zum völkerverbindenden Werk, seine Hoffnung eines friedlichen Zusammenlebens in Palästina.