Nach der Flucht der polnischen Juden Getzel und Lea Schmuklersk aus Zgiertz kommt in Strassburg am 18. Februar 1871 ihr dritter Sohn Israel kurz nach dem deutsch-französischen Krieg in Strassburg zur Welt.
Die Familie Schmuklerski zieht in die Schweizer Gemeinde Aussersihl am Stadtrand von Zürich. Dort gelingt Getzel der soziale Aufstieg, sein Sohn Israel beginnt auf Wunsch seiner Eltern 1886 eine Banklehre.
Der 22-jährige Israel Schmuklerski wandert in die USA aus. Es folgen eine Ausbildung als Schauspieler und Auftritte im Ensemble des deutschsprachigen Pabst-Theaters in Millwaukee. Nun kürzt er seinen Namen auf «Helmar Lerski», und legt somit seinen jüdischen Vornamen «Israel» (der mit Gott kämpft) ab.
Am 24. Februar heiratet Lerski die Schauspielerin und Bühnenfotografin Emilie Bertha Rossbach.
Erste Erfolge mit Porträtfotografien seiner Schauspielkollegen in Milwaukee. Die Lokalpresse stellt Lerski als Fotograf mit preisgekrönten Bildern vor. Er nimmt nun am «Conventione of the Photographers Association of America» teil.
Übersiedlung nach Berlin. Kontakte zur Filmindustrie, sie wird von nun an seine Arbeit für die nächsten 12 Jahre prägen. Schon bald arbeitet er als Kameramann und Beleuchter mit den bekanntesten Regisseuren und mit Schauspielern Deutschlands.
Ein Jahr nach dem Tod seiner ersten Frau heiratet Lerski in Berlin die Regieassistentin Anneliese Wolfkamp, die er vor Jahren bei Dreharbeiten kennengelernt hat.
Bereits Mitte der 1920er-Jahre greift Helmar Lerski wieder vermehrt zu seiner Fotokamera. Die Modelle für seine Porträtfotografien sind Menschen aus seinem beruflichen und persönlichen Umfeld, Schauspielerinnen und Schauspieler, Schriftsteller, Verleger, ein Komiker und eine Bildhauerin.
1929/ 1930
Lerski sucht nun in Berlin nach unbekannten, einfachen Menschen für eine Fotoserie «Köpfe des Alltags». Die vollständige Bildfolge zeigt Lerski in der Kunstbibliothek-Ausstellung im Dezember 1930. Gleichzeitig erscheint beim Verleger Hermann Reckendorf ein Buch mit 80 Abbildungen.
Für sein Lichtbildprojekt «Visages juifs» reisen Lerski und seine Frau nach Palästina, und da in Deutschland die National-sozialisten immer mächtiger werden, lassen sie sich Ende 1932 in Tel Aviv nieder.
1933 bis 1935
Helmar Lerski wird von der jüdischen Gewerkschaft Histadruth, einer quasi staatlichen Organisation «Jewish Agenvy angefragt, für einem Propagandafilm die Regie zu führen. Im Film «Avodah» geht es um Aufbauarbeit, um die Einwanderung der Jugend, die Suche nach Wasser, um das dürre, trockene Land fruchtbar zu machen.
1935/1936
Auf der Dachterrasse des Hauses an der Ahad-Haam Street 42 in Tel Aviv macht Lerski während drei Monaten für sein Projekt «Metamorphose durch Licht» in der prallen Vormittagssonne 175 Aufnahmen eines einzigen Gesichts.
Als Ehrenpräsident der neu gegründeten «Palästine Professional Photographers Association» gibt Lerski nun für deren Mitglieder – alles Verfolgte des deutschen Naziregimes – auf der Dachterrasse seiner Wohnung Einführungskurse in seine Lichttechnik.
Ab 1942 wird ein jüdisches Batallion der britischen Armee gebildet, Lerski erhält von den Aufbaufonds «Keren Hajesod» nun den Auftrag, für eine Ausstellung «Fight and Work» im Mueum von Tel Aviv Soldatinnen und Soldaten zu fotografieren.
Im Auftrag der 1912 in den USA gegründeten zionistischen Frauenorganisation «Hadassah» entsteht Lerskis letzte Film- und Regiearbeit. Erzählt wird in «Adamah» die Geschichte eines Jugendlichen, der das Vernichtungslager Ausschwitz überlebt hat.
Nach dem Entscheid der Vollversammlung der Vereinigten Nationen, das britische Mandatsgebiet Palästina in einen jüdischen und einen arabischen Staat zu teilen, kommt es zu kriegerischen Auseinandersetzungen es kommt zu Massakern an der Zivilbevölkerung. Die Hoffnungen einer Koexistenz zwischen Juden und Arabern sind nun ausgeträumt, im März 1948 verlassen Helmar und Aneliese Lerski das Land und finden in Zürich ein neues Zuhause.
In Zürich fotografiert Helmar Lerski nicht mehr, aber seine Bilder werden in 1948/49 in Zürich, 1954 in Hamburg und 1955 in Luxembourg ausgestellt. Am Buchprojekt «der mensch mein bruder», welches im Ostberliner Verlag der Kunst erscheinen soll, wirkt Lerski noch mit, es erscheint erst 1958, also nach seinem Tod am 9. September 1956.